Polio-Impfung bei Kindern

Im Jahr 2002 hat die WHO ganz Europa für poliofrei erklärt. Noch tritt Polio (Kinderlähmung) jedoch in einigen Ländern und Regionen auf und kann auch nach Deutschland wieder eingeschleppt werden. Daher bleibt es sinnvoll, geimpft zu sein. Es sind unterschiedliche Polioimpfstoffe mit unterschiedlichen Impfstoffschemata für den deutschen Markt zugelassen. Diese sind gemäß den Fachinformationen des Herstellers anzuwenden.

Gut zu wissen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für alle Säuglinge und Kleinkinder eine Grundimmunisierung gegen Polio mit einem 6-fach-Impfstoff, bei dem auch gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B geimpft wird. Der Sechsfachimpfstoff soll laut Empfehlung nach folgendem 2+1-Impfschema (3 Teilimpfungen) erfolgen:

  • Die erste Impfung sollte im Alter von 2 Monaten gegeben werden (ab 8 Wochen).
  • Die zweite Impfung erfolgt im Alter von 4 Monaten. Zwischen den beiden ersten Impfdosen muss ein Abstand von 8 Wochen eingehalten werden.
  • Die dritte Impfdosis wird im Alter von 11 Monaten gegeben. Der Abstand zur zweiten Impfdosis sollte mindestens 6 Monate betragen.

Frühgeborene, die vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren sind, sollen weiterhin mit 4 Impfstoffdosen nach dem 3+1-Impfschema im Alter 2, 3, 4 und 11 Monaten geimpft werden.

Im Alter von 9 bis 16 Jahren sollte eine Auffrischimpfung erfolgen.

Fehlende oder unvollständige Grundimmunisierungen sollten unbedingt auch noch im späteren Alter nachgeholt bzw. vervollständigt werden.

Polio: Ansteckung

Kinderlähmung ist eine Erkrankung, die durch Viren verursacht wird. Die Erreger werden mit dem Stuhl ausgeschieden und vorwiegend durch Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Das kann passieren, wenn nach dem Stuhlgang die Hände nicht oder nicht richtig gewaschen werden. Auch eine Ansteckung durch Husten und Niesen ist für kurze Zeit möglich. Ebenso kann verschmutztes Trinkwasser eine Infektionsquelle sein.

Die Virusausscheidung im Stuhl beginnt nach 2 bis 3 Tagen und kann bis zu 6 Wochen anhalten. Patienten mit geschwächtem Immunsystem bleiben unter Umständen über Monate oder Jahre hinweg ansteckend.

Polio: Krankheitsverlauf

Die Zeit zwischen Infektion und Erkrankung beträgt etwa 3 bis 35 Tage. Rund 95 Prozent der Infizierten merken nicht, dass sie sich angesteckt haben. Etwa 5 Prozent haben Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, Hals- und Kopfschmerzen. Bei jedem 100. bis 1.000. Infizierten kommt es zu bleibenden, schlaffen Lähmungen der Arm- oder Beinmuskulatur, schlimmstenfalls auch der Sprech-, Schluck- oder Atemmuskulatur.

Zu den Komplikationen der Polio zählen bleibende Lähmungen und dadurch auch Muskelschwund, vermindertes Knochenwachstum sowie Gelenkzerstörung. Noch Jahrzehnte nach der Infektion können erneut Muskelschmerzen und Lähmungen auftreten (Post-Polio-Syndrom).

Weder die Erkrankung selbst noch das Post-Polio-Syndrom kann behandelt werden, man kann nur die Symptome lindern.

Polio: Impfung

Die Kombinationsimpfung gegen Kinderlähmung (Poliomyelitis)

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bei Verwendung des 6-fach-Impfstoffes drei Teilimpfungen (2+1-Impfschema) zur Grundimmunisierung:

  • Die erste Impfung erfolgt im Alter von 2 Monaten (ab 8 Wochen).
  • Die zweite Impfdosis bekommt das Kind 8 Wochen später, im Alter von 4 Monaten.
  • Die dritte und letzte Teilimpfung wird im Alter von 11 Monaten, frühestens 6 Monate nach der zweiten Impfdosis gegeben.

Bei Verwendung eines 5-fach-Impfstoffes (ohne Hepatitis B) wird eine Grundimmunisierung mit 4 (3+1) Teilimpfungen ab dem Alter von 2 Monaten empfohlen: drei Impfdosen im Abstand von jeweils mindestens 4 Wochen im Alter von 2, 3 und 4 Monaten und eine letzte Dosis vorzugsweise zwischen dem vollendeten 11. und 13. Lebensmonat, spätestens 12 Monate nach der dritten Impfdosis.

Im Alter von 9 bis spätestens 16 Jahren sollte die Impfung noch einmal aufgefrischt werden. Dies erfolgt meist in Kombination mit den Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten.

Bei Reisen in Regionen, in denen Polio-Erkrankungen noch auftreten, empfiehlt die STIKO bei unzureichendem Impfschutz ebenfalls eine Auffrischung.

Im Rahmen der Grundimmunisierung gegen Kinderlähmung werden Säuglinge üblicherweise mit einem Sechsfachimpfstoff geimpft. Bei dieser Impfung wird außer gegen Polio (Kinderlähmung) gleichzeitig auch gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie, Keuchhusten (Pertussis), Hib (Haemophilus influenzae Typ b) und Hepatitis B geimpft.

Bitte sprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt über eignete Impftermine. Viele Impfungen können im Rahmen der U-Untersuchungen (Früherkennungsuntersuchungen) gegeben werden.

Die Impfung muss nur dann verschoben werden, wenn das Kind eine schwere, behandlungsbedürftige Erkrankung hat.
 

Mögliche Nebenwirkungen der Impfung

Die Impfung ist in der Regel gut verträglich. Als sehr häufige Impfreaktion kommt es durch die Anregung der körpereigenen Abwehr zu einer Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, die auch schmerzen kann. Häufig tritt Fieber auf. Gelegentlich schwellen Lymphknoten in der Nähe ebenfalls an. Ebenso können Allgemeinsymptome wie beispielsweise Frösteln, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Reizbarkeit oder Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Solche Impfreaktionen klingen in der Regel ein bis drei Tagen nach der Impfung wieder ab.

Schwerwiegende Nebenwirkungen sind sehr selten. In Einzelfällen, das heißt bei weniger als einem von 10.000 Geimpften, kann es bei Säuglingen und jungen Kleinkindern im Zusammenhang mit einer Temperaturerhöhung zu einem Fieberkrampf (in der Regel ohne Folgen) kommen. Als sehr seltene Nebenwirkung, die sich schnell und folgenlos wieder zurückbildet, wurde ein kurzzeitiger schockähnlicher Zustand („hypoton-hyporesponsive Episode; HHE“) beobachtet, in dem die Muskeln des Kindes erschlaffen und es nicht ansprechbar ist.
Allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffs sind möglich.

Hinweis:
Eine durch die Impfung verursachte Kinderlähmung, die bei dem früher verwendeten Lebendimpfstoff in sehr seltenen Fällen (etwa 1 auf 3 Millionen Impfungen) vorkam, ist bei dem heutigen Impfstoff ausgeschlossen.