Windpocken-Impfung bei Jugendlichen

Windpocken (verursacht durch Varizella-Zoster-Viren) sind sehr ansteckend. Mit dem Alter nehmen Komplikationen zu. Der beste Schutz ist die Impfung. Ungeimpften Jugendlichen wird die (Nachhol-)Impfung gegen Windpocken empfohlen, auch um schwere Krankheitsverläufe im späteren Alter zu verhindern.

Gut zu wissen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen bisher ungeimpften Kindern und Jugendlichen, die die Erkrankung noch nicht durchgemacht haben, die Impfung gegen Windpocken (Varizellen) mit zwei Impfstoffdosen. Der Mindestabstand zwischen den beiden Impfungen beträgt je nach Impfstoff mindestens vier bis sechs Wochen. Kinder und Jugendliche, die bisher nur eine Impfung erhalten haben, sollten eine zweite Impfung bekommen. Die Nachholimpfungen werden bis zum 18. Geburtstag empfohlen.

Windpocken (Varizellen): Ansteckung und Krankheitsverlauf

Übertragung der Windpocken-Viren

Windpocken (Varizellen) sind sehr ansteckend und können über einen großen Abstand durch die Luft übertragen werden. Die Infektion mit Windpocken-Viren (Varizella-Zoster-Viren) erfolgt meist durch das Einatmen von winzigen Speicheltröpfchen, die Erkrankte beim Atmen, Husten, Niesen oder Sprechen in der Luft verbreiten.

In der Flüssigkeit der Bläschen des Hautausschlags sind sehr viele Viren. Auch die Bindehaut der Augen ist infektiös. Die Viren können durch Berührung an die Hände gelangen und weitergegeben werden (Schmierinfektion).

Die infizierte Person ist bereits ein bis zwei Tage vor Auftreten des Hautausschlags ansteckend und bleibt ansteckend, bis alle Hautbläschen verkrustet sind. Dies ist meist fünf bis sieben Tage nach Beginn des Hautausschlags der Fall.

In seltenen Fällen ist eine Übertragung der Windpocken in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind möglich. Erkrankt die Schwangere kurz vor oder nach dem Geburtstermin, ist die Ansteckungsgefahr für das Neugeborene sehr hoch. Eine Gürtelrose-Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft ist jedoch ungefährlich für das ungeborene Kind.

Krankheitsverlauf

Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Windpocken (Inkubationszeit) kann 8 bis 28 Tage betragen, liegt aber meist bei etwa zwei Wochen.

Ein bis zwei Tage vor dem Auftreten der Windpocken-typischen Symptome treten häufig allgemeine Krankheitszeichen wie Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Dann folgen der typische juckende Hautausschlag sowie Fieber, das in seltenen Fällen über 39 Grad ansteigen kann. Der Hautausschlag beginnt im Gesicht und am Rumpf und breitet sich dann über den ganzen Körper aus. Auch die Schleimhäute und die behaarte Kopfhaut können betroffen sein. Aus dem Hautausschlag werden flüssigkeitsgefüllte Bläschen, die später zu Krusten austrocknen. Die Bläschen heilen meist nach drei bis fünf Tagen ab. Durch starkes Kratzen können jedoch Narben zurückbleiben.

Ausmaß und Schweregrad der Erkrankung sind unterschiedlich. Mit dem Alter nehmen die Komplikationen zu.

Zu den möglichen Komplikationen durch Windpocken gehören

  • bakterielle Hautinfektionen der vorgeschädigten Haut
  • Lungenentzündung durch Windpockenviren: Sie tritt bei etwa jeder fünften erkrankten Person (vor allem bei Erwachsenen) auf. Besonders gefährdet sind schwangere Frauen.
  • in seltenen Fällen die Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS): Symptome sind unter anderem Nackensteife, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit oder auch Gleichgewichtsstörungen durch Hirnhautreizung
  • in Einzelfällen weitere Erkrankungen wie Herzmuskelentzündung, Nierenentzündung, Leberentzündung und andere
  • Gürtelrose (Herpes zoster): Nach einer Windpocken-Infektion bleiben die Varizella-Zoster-Viren inaktiv im Körper vorhanden. Diese Viren können viele Jahre später wieder aktiv werden und die Gürtelrose (Herpes zoster) verursachen. Auch bei Herpes zoster kommt es zu bläschenhaltigem Hautausschlag, der aber meist auf einen Körperabschnitt begrenzt bleibt. Häufig ist dies gürtelförmig am Rumpf, daher der Name. Die Krankheit verläuft oft sehr schmerzhaft und kann in Einzelfällen lebenslang Schmerzen bereiten. Sie betrifft zwar vor allemimmungeschwächte und ältere Menschen, kann aber auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten (siehe auch „Wird durch die Impfung gegen Windpocken auch eine spätere Erkrankung an Gürtelrose verhindert?“).

    Die Erkrankung ist auch bei Personen möglich, die mit dem Lebendimpfstoff gegen Windpocken geimpft wurden. Geimpfte Personen erkranken jedoch seltener an Herpes zoster als ungeimpfte Personen/Kinder. Auch verläuft die durch das Impfvirus ausgelöste Erkrankung meist leichter, sodass schwerere Krankheitsverläufe vermieden werden.
  • schwer verlaufende Windpocken des Neugeborenen: Erkrankt die Mutter in der Schwangerschaft kurz vor oder nach der Geburt des Kindes, ist das Neugeborene aufgrund seines unreifen Immunsystems stark gefährdet. Die Krankheitsverläufe sind sehr schwer und verlaufen bei bis zu 30 Prozent der Kinder tödlich.
  • Windpocken in den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten: Sie können zu Hautveränderungen, neurologischen Erkrankungen und Fehlbildungen, Augenschäden und Skelettanomalien des Kindes führen.

Windpocken (Varizellen): Impfung

Bei bis zu fünf Prozent der an Windpocken Erkrankten treten Komplikationen auf. Zum Schutz vor Windpocken empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Nachholimpfungen von bisher nicht geimpften Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren (siehe auch „Warum wird die Windpockenimpfung generell allen Kindern und Jugendlichen empfohlen?“):

  • Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfungen erforderlich. Der Mindestabstand zwischen den beiden Impfungen beträgt je nach Impfstoff mindestens vier bis sechs Wochen.
  • Kinder und Jugendliche, die bisher nur eine Impfung erhalten haben, sollten eine zweite Impfung erhalten. Die Nachholimpfungen werden bis zum 18. Geburtstag empfohlen.

Die STIKO weist auf die besondere Bedeutung der Impfung von nicht geimpften Frauen im gebärfähigen Alter mit Kinderwunsch im Hinblick auf den Schutz des ungeborenen beziehungsweise neugeborenen Kindes hin.

Wichtig zu wissen: Bei hohen Impfquoten (mehr als 80 Prozent) werden auch Personen vor Windpocken geschützt, die nicht selbst geimpft werden können („Gemeinschaftsschutz“). Dazu gehören Neugeborene, Schwangere oder auch Personen mit geschwächtem Immunsystem.

Mögliche Nebenwirkungen

Die Impfung gegen Windpocken (Varizellen) wird zwar in der Regel gut vertragen, Nebenwirkungen sind aber möglich. Dazu gehören typische Reaktionen wie Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle, die für ein bis drei Tage anhalten und schmerzhaft sein können. Zu weiteren üblichen Impfreaktionen gehören eine leichte bis mittelstarke Temperaturerhöhung, die in der Regel unter 39°C bleibt sowie Hautausschlag und Reizbarkeit. Zu den Nebenwirkungen, die gelegentlich (häufiger als 1/1.000 geimpfte Personen und seltener als 10/1.000 geimpfte Personen) auftreten, gehören unter anderem Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Unwohlsein. Schwere Nebenwirkungen sind selten.

Bei Windpocken- sowie Masern-Mumps-Röteln-Windpocken-Impfstoffen handelt es sich um Lebendimpfstoffe, die stark abgeschwächte Viren enthalten. Die Übertragung des Impfvirus von einem Impfling auf eine andere Person ist zwar extrem unwahrscheinlich. Dennoch sollte ein enger Kontakt zwischen geimpften Personen und Personen mit einem hohen Risiko für eine Windpockenerkrankung bis zu sechs Wochen nach Impfung vermieden werden.

Windpocken (Varizellen): Häufige Fragen und Antworten (FAQ)

Letzte Aktualisierung dieser Seite: 15.02.2024